Hans Schatzdorfer
Dichter und Geigenbauer
1897 – 1969

 
 
 
 

Lebenslauf des Dichters

Schicksalsschläge und bittere Zeiten blieben dem am 19. Juli 1897 im heutigen „Schatzdorferhaus“ in Großpiesenham Nr.8 geborenen nicht erspart. Im Kindesalter von fünf Jahren verlor er seinen Vater. Die Mutter verdingte sich als Störnäherin, um ihre vier Buben durchbringen zu können. Für den hochbegabten Hans fehlten die finanziellen Mittel zu einer höheren Schulausbildung. Er erlernte das väterliche Handwerk, die Tischlerei. 1915 rückte er als Freiwilliger zum oö. Schützenregiment an die italienische Front ein und kehrte 1918 in die Heimat zurück. Sein Bruder Franz Xaver fiel in Trient. 1920 verehelichte sich Hans Schatzdorfer mit Maria Holzinger, der Tochter des Bierdepotleiters der Brauerei Zipf in Pramet. Sie gebar ihm den Sohn Hans und die drei Töchter Maria, Berta und Gertraud. Er begann als selbständiger Tischlermeister zu arbeiten.
Ab 1922 reiste Hans Schatzdorfer 15 Jahre lang mit dem Gründer des Stelzhamerbundes Dr. Hans Zöttl durchs Land Oberösterreich und verschaffte durch seine hervorragende Interpretationskunst dem Wort Stelzhamers neue Geltung. 1930 gewann ihn Andreas Reischek für die Mitarbeit im Österreichischen Rundfunk.
Sein eigener erster Gedichtsband „Hoböschoatn“ erschien 1933 im Selbstverlag. 1938 legte er seinen Hobel aus der Hand und wurde Angestellter der Lagerhausgenossenschaft Ried. Seit dem Erscheinen des zweiten Bandes „Spatzngsang und Spinnawittn“ im Jahre 1949 stieg Hans Schatzdorfer zum führenden Mundartdichter Oberösterreichs empor. 1969 veröffentlichte er kurz vor seinem Tod seinen letzten Band „Zeidigö Zwötschkn“, der auch die packende Verserzählung „‘s Drahbröttlgspiel“ enthält, in der er seine Vollendung in der Kunst der epischen Erzählung unter Beweis stellt. Als Multitalent beschäftigte er sich seit seiner Jugend mit dem Geigenbau. In der Trauerzeit um seinen 1944 gefallenen Sohn Hans begann er sich sehr intensiv mit dme Geigenbau zu beschäftigen und fertigte bis zu seinem Tode insgesamt 18 wertvolle Instrumente, die über die Welt verteilt ihre Liebhaber gefunden haben.
„Ob er ein neues Gedicht brachte oder ein bäuerliches Epos oder ob er eine seiner geliebten Geigen baute, immer war er der Gebende.“ (Wolfgang Johannes Beckh).

Am 24.12.1969 findet er seine gute Straße zum Himmel – er stirbt während der Christmette.

Gertraud Stöckler-Schatzdorfer

 
     
 

Ehrungen:

1946 Gildenmeister der Innviertler Künstlergilde
1957 Ehrenbürger der Gemeinde Pramet
1957 Ehrensold auf Lebenszeit durch die oö. Landesregierung
1964 Ernennung zum Professor honoris causa durch Bundespräsident Dr. Adolf Schärf
1967 Ehrenmitglied des Stelzhamerbundes
1968 Ehrenmitglied der Mundartfreunde Österreichs

 
 
 
 

Geburts- und Sterbehaus des Dichters in Großpiesenham, Pramet

 
 

 
  Die Bedeutung seines Werkes

Vierzig Jahre nach seinem Tod ist die Dichtung Hans Schatzdorfers nicht mehr aus dem oberösterreichischen Sprachschatz wegzudenken, sie ist in das geistige Eigentum Oberösterreichs, indbesondere dem Innviertels und speziell der Stadt Ried im Innkreis übergegangen. Sein dichterisches Schaffen steht wissenschaftlich bestätigt gleichwertig neben dem des Franz Stelzhamer. Arum heißt es „Da Hans und da Franz göbn an Pramat sein Glanz“.
Hans Schatzdorfers Verdienst liegt nicht darin, nur im heimischen Dialekt gedichtet zu haben. Seine Dichtung weist gegenüber der häufig geübten Mundartdichtung die klassichen Züge auf: diese beruhen lediglich auf der lebendig gesprochenen Mundart, ihren authentischen Wurzeln in Wortschatz, Satzbau, Stil und Rhythmus und nehmen keine Anleihen aus der Schriftsprache auf. Im unterschiedlichen Gehalt formen sich die großen Fragen des Lebens zu packenden Gedichten, die ihre Gültigkeit bis heute nicht verloren haben.
Die Vortragstätigkeit, die Hans Schatzdorfer nach dem 2. Weltkrieg entfaltete, diente einem höheren Zweck als dem der gemütlichen Unterhaltung. Sie diente dem Wiederaufbau der im Krieg zerstörten geistigen Heimat, die ebenso notwendig war, wie die Errichtung neuer Fabriken, neuer Häuser und Wohnungen. Sie half mit, das kulturelle Erbe Oberösterreichs zu erhalten und die angestammte Mundart in ihrer Schönheit zu bewahren. Zu einer Zeit, wo die Landflucht massiv einsetzte und der größte Teil der Bevölkerung zu verstädtern begann.
Schatzdorfer hatte als mundartlicher Sprachpfleger genaueste Kenntnis über das Gesamtwerk Franz Stelzhamers und sprach die angestammte Mundart so rein und wohllautend, wie ein Burgschauspieler das Hochdeutsche. Er war imstand, jedes Wort und jeden Vers schöpferisch zu gestalten.

Gertraud Stöckler-Schatzdorfer

 
 


Der „Hans Schatzdorfer-Brunnen“ in Pramet

 
 

Das „Schatzdorferdenkmal“ in Ried
Die Stadtgemeinde Ried i.I. und die Innviertler Künstlergilde beauftragten den Bildhauer und Gildenmeister Professor Hans Freilinger aus Krems die Bronzebüste zu gestalten. Das Denkmal wurde am 20.10.1991 durch Landeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck feierlich enthüllt. Als „Denkmal für die Liebe zur Heimat“ steht es in einer kleinen Grünanlage vor der ehemaligen Wirkungsstätte Hans Schatzdorfers, dem Lagerhaus Ried in der Wohlmayrgasse. Ein Nachguss der Büste befindet sich in Privatbesitz.

 
 
 
  Der „Hans Schatzdorfer Kulturweg“
Pramet schuf 1997 zu Ehren Hans Schatzdorfers an landschaftlich reizvollen Plätzen fünf Informationsstafeln mit Gedichten aus seiner Feder. Der Weg führt vom Schatzdorfer-Haus entlang der Straße über Noxberg und Spitz, mündet dort in den „Stelzhamer-Kulturweg“ durch eine Wiesensenke vorbei an einer ehemaligen Mühle, zurück zum Schatzdorfer-Haus. Der Weg ist gut gekennzeichnet und erfordert eine Gehzeit von 45 Minuten.
Kons. SR Freimut Rosenauer
 
 
 
 

T e x t e

Guater Rat
Was da nöt nehma kannst,
des muaßt nia wolln.
Was di schwar druckt af d'Läng,
laß liaba folln.
Halt da dein‘ Buckö frei.
Lad da nix af.
Mach di nu gring dawei,
eh s'da schrein – laf

A Löbnsregl
Druckt di's Löbn oft damisch nieda,
gib nöt nah, as wird schan wieda.
Wannst a moanst heunt, ganz is's gfreit.
Dort und da gat's guatö Leut.
Morögn hilft da gwiß oans draus;
Alls dann sag nöt: „Ganz is's aus!“

I bin a gscheckerts Kasper grad
I bin a gscheckerts Kasperl grad,
dös Händ und Füaß an Bandl hat.
Was, Händ und Füaß? So schau mi an!
Mein Herz, mein Seel,
mein Löbn hängt dran.
Mein Herz, mein Seel,
mein lustigs Löbn.
I brauch nia nehma, brauch grad göbn.
I gib mi her, so langst mi magst,
I gib mi her, a wannst nöt fragst.
I gib mi her mit Lust und Freud.
I gib mi her – und acht koa Zeit.
I tanz dar a schens Tanzerl vür,
wannst freundli bist und liab zo mir.
nimm her! Kimm her! I foilig gern.
I möchte wögn deiner narrisch werdn.
Grad oans, i bitt di, gib fein acht.
Mein Löbn is dünn
An Fadn drangmacht –
A gacha Riß; und glei wars gschegn.
Du reißt ma's Herz aus unvosegn.
I löb mein Löbm mit deiner Gnad. –
„I bin a gscheckerts Kasperl grad“.